Rechtsruck (30.11.2016)

Mi., 30. November 2016, 18:30 Uhr
Hörsaal S2, Schloss

Rechtsruck in Deutschland und Europa

Vortrag und Diskussion mit einem Gastreferenten der Zeitschrift GegenStandpunkt

In Ungarn und Polen sind stramm nationa­listische Parteien an der Macht, in Frank­reich und Öster­reich drängen Front National und FPÖ dorthin, in Groß­britannien repräsen­tiert die Brexit-Partei UKIP den Mehrheits­willen, in Deutsch­land erreicht die AfD aus dem Stand 10-20% der Wahl­stimmen. Überall in Europa sind rechte und rechts­radikale Parteien auf dem Vormarsch.

Viele finden den auf­blühenden Nationa­lismus abscheu­lich, auch gefähr­lich – aber eigent­lich nicht rätsel­haft; ihnen sagt die histo­rische Erfah­rung, dass in Not- und Krisen­zeiten das Volk den rechten Ratten­fängern mit den „einfachen Lösungen“ nun mal gerne auf den Leim geht. Man hält das für irrational, aber irgend­wie logisch. Ist es das? Das Eine oder das Andere oder gar beides?

Warum nutzt die Krise des Kapitals und Europas nur den Rechten? Die Linken haben doch auch Diag­nosen der Fehl­ent­wicklungen und Rezepte der Krisen­bewältigung zu bieten. Die gelten aber nichts.

Und das, obwohl rechte und linke Anwälte der Unzufrieden­heit im Land fast wort­gleich gegen TTIP, die großen Banken, amerika­nische Kon­zerne und die Miss­achtung des kleinen Mannes polemi­sieren. Wo ist der ent­scheidende Unter­schied? Die Staats­organe scheinen ihn zu kennen, wenn sie die immer häufiger brennen­den Asylanten­heime auf miss­brauchte Ängste der Bevölke­rung zurück­führen, die sie ernst­nehmen und beruhigen müssen, in von Auto­nomen angezün­deten Edel­karossen aber sofort die System­feind­schaft erkennen, die sie mit aller Härte zu bekämpfen haben.

Überhaupt findet das einfache Volk ein gewisses Verständ­nis für seinen rechten Protest: Es sei von Krise und Globali­sierung betroffen, wenigstens bedroht, von „sozialen Abstiegs­ängsten“ geplagt. Warum aber sehen sich Leute, die um ihren Arbeits­platz bangen, sich die Miete kaum leisten können oder ihre Alters­armut kommen sehen, gut bedient von einer poli­tischen Richtung, die ihnen nicht sichere und gut bezahlte Berufe, höhere Renten etc. ver­spricht, sondern Law & Order und mehr natio­nale Rücksichts­losigkeit gegen das Ausland, gegen hier lebende Aus­länder und Schutz suchende Flücht­linge? Welche Not wird denn dadurch behoben? Und was hat die tat­sächlich mit der Interessen­lage der einfachen und der gar nicht so ein­fachen Volks­genossen zu tun?

Auf diese Fragen soll der Vortrag Ant­worten geben. Geklärt werden soll: Was ist rechts? Und was hat der rechte Auf­schwung mit der Krise zu tun?